Montag, 28. Mai 2007

Wahrnehmen, bewusst



(aufs Bild klicken, dann wird es grösser!!! Leider auch die Petflasche...)


Wenn ich eine Wanderung, oder einen längeren Spaziergang mache, dann wähle ich (nach Möglichkeit) meist eine Route, an der ich die Natur erleben kann. Das heisst, ich habe dann den Anspruch, möglichst viel von dem, was die Natur ausstrahlt, in mich „hineinzusaugen“. Ich komme mir dabei oft wie ein Schwamm vor, der ganz ausgetrocknet ist. Es wird der Alltag sein, mit all seinen rauen Winden, der mich manchmal etwas austrocknen lässt. Vielfach wird der Ausdruck „auftanken“ in diesem Zusammenhang verwendet. Für mich ist es mehr ein Verschmelzen mit dem Ursprung unseres Daseins, eine zärtliche Liebkosung meiner Seele mit der Seele der Natur - ein archaisches Erlebnis. Es ist nicht ganz einfach zu beschreiben. Zum Beispiel kann man einem Baum „begegnen“, nicht im Sinne von: „Ja, das ist eine Buche. Buchen werden so und soviel Jahre alt. Sie haben einen Durchmesser von x Zentimetern und werden x Meter hoch...“ Nein ich meine, dem Baum als Lebewesen zu begegnen, versuchen seine Seele zu spüren. Mir gelingt dies, wenn ich mich neben ihn setze, ihn berühre, seinen Geruch wahrnehme, kurz gesagt: Den Baum bewusst wahrnehmen. Aus meiner Sicht hat das nichts mit der allgemein abschätzig formulierten „Fühlschmigschpürschmi“-Vorstellung zu tun, sondern ganz einfach – bewusste Wahrnehmung, ohne sich gegen etwas sträuben zu müssen, ohne Vorschriften, sich einfach hingeben.
Ich kann mich auch einem Insekt hingeben, zum Beispiel beobachtete ich auch schon eine Ameise und habe mich nur auf sie konzentriert. Wo geht sie hin, was macht sie, wie kommuniziert sie mit Artgenossen? etc. Die Natur bietet uns unzählige Möglichkeiten, sie an der Basis, am Einfachen zu erleben und Zusammenhänge verstehen zu lernen. Und das kostet keine Ressourcen, nur Zeit – und die muss man sich nehmen, das ist alles...
Beziehe ich mich auf unser Gruppenblogthema, dann kommt mir die Energie der Sonne in den Sinn. Wenn ich das Gesicht mit geschlossenen Augen der Sonne zuwende und die Wärme spüre – später, am Abend, vielleicht sitze ich an einem Feuer, dann spüre ich ebenfalls Wärme. Es ist dieselbe Wärme, welche der Baum in sich gespeichert hatte. Diese Vorstellung, dass mich die Sonne auch am Feuer wärmt, fasziniert mich!

H. Weinbuch 04D

1 Kommentar:

sebolz hat gesagt…

Ich sehe, du hast eine sehr positive Beziehung zu der Natur. Manchmal ist es für mich sehr schwierig die Zeit für die Musse zu finden, die du hier in deinem Text beschreibst.
Dass du es nicht als "Gspürschmifühlschmi-Symptom" empfindest, liegt warhscheinlich daran, dass du einfach nach deinem Gouston in die Natur gehen kann, dich nach deinem Befinden darin bewegst. Wenn du so eine Gspürschmifühlschmi- Übung and der PH machen musst, dann ist das meistens auch peinlich, weil du den Blicken der anderen ausgesetzt bist und weil du vielleicht gar nicht in der Stimmung bist. Die gleiche Übung an einem anderen Ort würde sich vielleicht gleich ganz anders anfühlen.
LG Sévi