Montag, 23. April 2007

Bio? Oder was?!

Heute habe ich in der Zeitung ein grosses, doppelseitiges Inserat gesehen, welches biologisch angebauten Wein anpreist. Ich bin bekennender Weinliebhaber und geniesse ab und zu guten Wein, welchen ich nach hier nicht sehr relevanten Kriterien aussuche. Qualität und Herkunft sind mir sehr wichtig, das soll an dieser Stelle erwähnt sein, das heisst zum Beispiel: Ich kaufe keinen Wein aus Übersee und sei er noch so hoch gepriesen in den einschlägigen „Weinliebhaberratgebern“, welche meist "nur" nach Geschmack Punkte verteilen.
Ich habe das Inserat etwas genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass nichts über die Herstellung des Weines geschrieben steht. Vielleicht braucht der Bio-Wein ja viel mehr Energie um ihn herzustellen? Ich weiss es nicht! Auf jeden Fall hat das Inserat, hochgerechnet auf die Auflage der Zeitung, sehr viel Energie verbraucht – Zellulose (=Holz), Druckerfarbe (farbig, Doppelseite!), Mehrgewicht der Zeitung (=Mehrverbrauch an Energie beim Transport), die Arbeit am Computer (Werbefachleute, Computer – Wärmeabstrahlung, Stromverbrauch) etc.
Wie waren die Arbeitsbedingungen der meist temporär eingestellten Erntehelfer? Lebten sie vielleicht in Baracken ohne fliessend Wasser und ohne Strom, waren sie wochenlang von ihren geliebten Familien getrennt um Fahrtspesen zu sparen? Das wiederum wäre ja aus energiepolitischer Sicht vorbildhaft, weil keine, oder nur wenige Ressourcen angezapft wurden... Ist natürlich nicht realistisch, denn das ist aus heutiger (westlicher, europäischer) Sicht menschenunwürdig, denn der Wein wird ja dann bei uns als sehr hochwertiger Luxusartikel angepriesen, weil Bio-Label... Dieser beruhigt dann auch noch unser Gewissen...

Man könnte fast endlos in solchen Scheinkleinigkeiten herumstöbern, aber in der Masse sind es eben keine Kleinigkeiten mehr.

Prost!!

H. Weinbuch LG04D

2 Kommentare:

bluna hat gesagt…

Ich habe deinen Post über den Wein-Artikel interessiert gelesen. Wieso nervst du dich so über diesen Bio- Wein, wenn du selbst ein leidenschaftlicher Weintrinker bist? Grundsätzlich finde ich das Prinzip von "Bio" nicht schlecht. Produkte werden natürlich angepflanzt, nicht chemisch behandelt und geerntet. Solange das "Bio- Label" nicht ausgenützt wird, sollten die Bioprodukte doch unterstützt werden, denn diese unterstützen die nachhaltige Zukunft von gesunden, unbehandelten und qualitativ sehr guten Produkten. Ausserdem glaube ich nicht, dass es für die Produktion von Bioprodukten mehr Energie braucht. Das würde doch gegen die Philosophie von "Bio" verstossen. Ich finde es im übrigen sinnvoll, einen Artikel in der Zeitung über ein solches Produkt abzudrucken, da die Gesellschaft über hochwertige Produkte informiert werden sollte.

P.Ackermann, LGC 04

ECTS-Punkte-Jäger hat gesagt…

Du schreibst, dass du keinen Wein aus Überseeländern kaufst. Ich denke, dass du dies aus ökologischen Gründen machst (und sonst unterstelle ich es dir hier ;-). Es ist bestimmt so, dass es nicht viel Sinn macht dies zu tun. Nur habe ich vor wenigen Wochen einen Zeitungsbericht gelesen, dass es mehr Schadstoffe verursache, Wein aus dem Wallis bis zu uns in die Ostschweiz zu transportieren als Wein aus Übersee! Dies weil die eingeführte Menge aus Übersee pro Transport sehr gross sei, die Menge aus dem Wallis jedoch (im Vergleich) sehr klein. Ob dieser Zeitungsartikel nun der Wahrheit entspricht oder Propaganda der ausländischen Weinindustrie ist, sei dahingestellt. Zu denken gab mir der Artikel trotzdem.

R. Christandl LG C04